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Crufts 2016 – ein unvergessliches Erlebnis

Crufts 2016 – ein unvergessliches Erlebnis

Die grösste Hundeausstellung der Welt findet alljährlich im englischen Birmingham statt, 2016 zum 125. Mal. Wer dort ausstellen will, muss sich qualifizieren und hat dazu in der Schweiz an zwei Ausstellungen die Chance, nämlich an den IHA Kreuzlingen und Genf. So weit, so gut. Was aber passiert, wenn man sich tatsächlich qualifiziert? Davon handelt dieser Bericht. 

Yucca vom Lindenthalerdörfli erhielt im Mai 2015 an der IHA in Kreuzlingen das CACIB und damit die Qualifikation für die Crufts 2016. Das freute die Besitzerin Regula Giezendanner und die Züchterfamilie Bärtschi ungemein, warf aber weiter keine grossen Wellen. Doch im Laufe des Jahres stellte sich heraus, dass der Gedanke, tatsächlich nach Birmingham zu reisen und Yucca dort auszustellen, zwar etwas verwegen, aber doch bedenkenswert war, sagte doch Margrit Bärtschi so treffend: «Einmal im Leben einen Hund aus eigener Zucht an der Crufts auszustellen, ist der Traum jedes Züchters!». Und da es Träume gibt, die tatsächlich in Erfüllung gehen, nahm die Planung Gestalt an.

Bei winterlichen Verhältnissen und Schneetreiben startete die Expedition am Dienstag, 8. März frühmorgens im Lindenthal, das Auto beladen mit Yucca, Margrit Bärtschi, der Schreibenden und so viel Gepäck, dass kaum glaubhaft war, dass die Rückkehr bereits in sechs Tagen erfolgen sollte. Die Fahrt führte am ersten Tag bis nach Nordfrankreich, wo wir in einer alten Mühle übernachteten. Am nächsten Morgen war noch die kurze Strecke bis Calais zu bewältigen, wo wir uns per Fähre über den Ärmelkanal schiffen liessen. Die Einreise mit Hund nach Grossbritannien klappte dank guter Vorabklärungen und  Vorweisen aller erforderlichen Dokumente problemlos, und so erreichten wir nach einer etwas ruppigen Überfahrt das ersehnte Festland. Im Linksverkehr ging die Fahrt weiter nach Nordwesten in die Kleinstadt Banbury, wo wir für drei Nächte in einem tollen Bed and Breakfast im altehrwürdigen englischen Stil untergebracht waren.

Am Donnerstag, 10. März öffnete die Crufts 2016 ihre Tore. An der vier Tage dauernden Ausstellung wurden insgesamt 22’000 Hunde aus aller Welt gerichtet. Es waren knapp 200 Rassen vertreten. Die Dalmatiner waren am Eröffnungstag an der Reihe, und gross waren unsere Augen, als wir uns unter 227 anderen Dalmatinern wiederfanden. So viele Tupfenhunde auf einmal hatten wir bisher noch nie gesehen! Die englische Richterin, natürlich gekleidet in gepunktetem Schwarz-Weiss, war aber bewundernswerter Weise bis zum 228. Hund voll konzentriert bei der Sache. Dass der Ausstellungsring bei so vielen Hunden in den meisten Klassen fast überquoll, war nicht zu verhindern. Yucca startete in der offenen Klasse, wo 18 weitere Hündinnen gemeldet waren, alle in guter Ausstellungskondition und top präsentiert. So waren wir weder erstaunt noch enttäuscht darüber, dass es nicht zu einer Klassierung unter den ersten drei gereicht hat, denn wir waren ohne Ambitionen, aber unter dem Motto «dabei sein ist alles» nach England gereist. Beeindruckend war die ruhige und freundliche Atmosphäre unter den Teilnehmenden, sowohl was Zwei- als auch Vierbeiner betraf. ​

Nach diesem anstrengenden Tag liessen wir es uns am Freitag nicht nehmen, den Rest der Crufts zu entdecken. Dabei stellte sich heraus, dass dies ein unmögliches Unterfangen sein würde, denn das Ausmass dessen, was in fünf riesigen Hallen geboten wird, kann unmöglich an einem Tag entdeckt werden. Rund 500 Verkaufsstände boten Alltägliches und Skurriles für Hund und Mensch an – wenig Ramsch, vieles in Top-Qualität. Auch wir liessen uns verführen und erstanden, Kreditkarte sei Dank, das eine oder andere Souvenir, das uns noch lange an dieses einmalige Erlebnis erinnern wird. Unzählige Vorführungen und Demonstrationen boten während und nach dem Einkaufsmarathon die Gelegenheit, kurz abzusitzen und die müden Beine zu entlasten. 

Nach einem letzten Nachtessen in einem traditionellen englischen Gasthaus machten wir uns am Samstag, 12. März bei frühlingshaftem Wetter wieder auf den Heimweg. Diesmal zeigte Petrus ein Einsehen, und die Überfahrt von Dover nach Calais verlief ruhig. In einer grosszügigen, wunderbar restaurierten Ferme übernachteten wir im Norden Frankreichs ein letztes Mal. Yucca entdeckte am frühen Sonntagmorgen ihre Leidenschaft für die Hasenjagd (erfolglos!), und anschliessend nahmen wir die letzte Etappe bis ins Lindenthal unter die Räder. 

Das Fazit dieses Abenteuers: Margrit hat recht gehabt! Einmal im Züchterleben einen Hund an der Crufts auszustellen, ist ein erstrebenswertes Ziel. Wer sich den Traum verwirklicht, wird nicht enttäuscht sein, und es ist gut möglich, dass dies nicht das letzte «Abenteuer Crufts» in den Annalen der Zucht vom Lindenthalerdörfli war! Wir werden jedenfalls noch lange mit Freude an diese tolle Unternehmung zurückdenken. Auch Yucca hat die ganze Expedition übrigens schadlos überstanden. Sie ist eine überaus unkomplizierte Reisebegleiterin, die im Auto stundenlang schläft, sich an fremden Orten problemlos zurechtfindet und an Ausstellungen im grössten Trubel gerne einmal ein Nickerchen hält – ganz Champion-mässig eben!

Regula Giezendanner