Ein ganz gewöhnlicher Tag
… im Leben einer Hundezüchterin
«Poing, Poing, Poing!» verschlafen öffne ich ein Auge und blinzle zum Wecker. Waaaas…. ein Uhr in der Nacht! Im Hundekinderzimmer direkt unter unserem Schlafzimmer ist eine Party im Gang. Die Glocke die ich aufgehängt habe (wegen der Prägungsphase) dient wohl als Unterhaltungsorchester. Da meine Prägungsphase schon längere Zeit zurückliegt, liege ich nun hellwach im Bett. Nach einer Stunde gehe ich über die Aussentreppe (im Pyjama 10 Grad unter Null) … hinunter in das wohlig warme Hundezimmer um zu sehen ob alles in Ordnung ist…. Das ist es und die acht siebenwöchigen Dalmatinerkinder haben natürlich eine Riesenfreude an meiner Gesellschaft. Nach dem ich finde, meine nackten Beine seien nun genug zerkratzt, begebe ich mich wieder ins warme Bett. Mein Mann hat von allem nichts gemerkt. Er ist es gewohnt, dass ich während der Hundekinderzeit oft in der Nacht unterwegs bin für meine Vierbeiner. Die ersten drei Wochen verbringe ich fast ausschliesslich kopfsvoran in der Wurfkiste. Auch in den nachfolgenden sieben Wochen dreht sich der Tagesablauf rund um meine Hundezucht. Das ganze geht natürlich nicht ohne die tatkräftige Mithilfe meiner Familie.
Morgens um sechs Uhr geht es wieder los. «Poing,Poing»… Mein lieber Mann Samuel übernimmt den ersten Part – Welpenfütterung am morgen. Nun ist es ruhig bis etwa 9.00 Uhr. Dann gibt’s Ausgang in die frisch verschneite Winterlandschaft. Wie versteinert bleiben die Welpen zum ersten Mal im Schnee stehen um nach ein paar vorsichtig prüfenden Schritten, Vollgas zu geben. Huiii…. ist das lustig dieses kalte weisse Zeugs. Ab geht die Post durch den Tunnel und um ihr Hundehäuschen. Die Kleinen stecken sogar Mutter Omara und Tochter Beresina an mit ihrem fröhlichen Treiben. Wenn ich den lebhaften Tupfen mit Freude zuschaue, tut es mir richtig wohl in der Seele und ich bin überzeugt, dass die Dalmatiner doch die schönsten, fröhlichsten und elegantesten Hunde sind die ich kenne.
Nach einer Weile wollen alle (auch ich) wieder an die Wärme. Wie tote Fliegen liegen die Kleinen nun in ihrem Hundebett und es ist längere Zeit mäuschenstill…. wenn der Hunger nicht wäre!
Am Nachmittag wiederholt sich dasselbe noch einmal, nur dass man nun schon mit grosser Routine dem frisch gefallenen Schnee begegnet. Natürlich ist auch heute wieder Besuch angesagt. Gerne zeige ich meine Hundekinder, sei es den zukünftigen Besitzern, oder auch sonstigen Interessenten.
Am Abend sitze ich mit den müden Dalmatinerli noch ein wenig im Hundekinderzimmer.
Für mich die schönste Zeit, wenn alles im Haus ruhig ist und ich die Welpen ein wenig beobachten kann. So hat doch jeder Hund schon einen anderen Charakter und ich probiere mir vorzustellen, ob sie wohl an den richtigen Platz vergeben sind und wie es so geht mit den Kleinen. Der feine Castor, der freche Churchill der kämpferische Cinger, die quengelnde Candia und die kesse Cloe. Aber auch die neugierige Cuba, die schöne Carla und die lustige Cindy.
Nun sind sie schon eine Weile nicht mehr bei mir. Ich denke viel an meine weggegebenen Welpen und es freut mich immer, wenn ich etwa von ihnen höre. Es hängt doch sehr viel Herzblut so an einer Hundeaufzucht, da können mir sicher andere Hundezüchterinnen und Hundezüchter beipflichten. Werde ich einmal an der Himmelspforte stehen und der Petrus wird mich fragen: «Na wie war`s so auf der Erde?»… Ja dann werde ich ihm sicher auch von meiner schönen Hundezüchterzeit erzählen.
Margrit Bärtschi
«Zwinger vom Lindenthalerdörfli»
mit Omara und Beresina